Aggression bei Hundebegegnungen ist oft das Hauptanliegen, mit dem Kunden in mein Hundetraining kommen. „Mein Hund rastet aus, sobald er einen anderen Hund sieht – was kann ich tun?“ Diese Frage stellen sich unzählige Hundehalter. Aggressives Verhalten bei Begegnungen ist nicht nur stressig, sondern kann auch gefährlich werden. In diesem Beitrag lernst du, warum dein Hund reagiert und wie du mit gezieltem Training Gelassenheit bei Hundebegegnungen förderst.
Warum reagieren Hunde aggressiv? Der häufigste Grund ist Angst, nicht Dominanz!
- Angst oder Unsicherheit: Sehr häufig zu beobachten, gerade bei kleinen Hunden: Der angeleinte Hund kann nicht flüchten und fühlt sich nicht ausreichend von seinem Besitzer beschützt. Die letzte Möglichkeit des Hundes, sich zu schützen ist einen Riesenradau zu veranstalten, um den anderen Hund auf Abstand zu halten…
- Fehlende Sozialisierung: Ungenügender Kontakt zu Artgenossen in der Prägephase.
- Schlechte Erfahrungen: Frühere Konflikte prägen das Verhalten.
- Frust: Der Hund möchte Kontakt mit dem Artgenossen aufnehmen, darf aber nicht. Die Aggression wird zum Ventil um den Frust rauszulassen.
- Dominanzverhalten: Kommt vor, ist aber eher selten.
Sofortmaßnahme für den Hundehalter: Ruhe bewahren
- Beruhige dich zuerst selbst: Atme langsam aus.
- Nimm deinen Hund an kurzer Leine neben dich. Idealerweise bist du immer in der Mittelposition: Der andere Hund kommt dir auf der linken Seite entgegen? Dann nimm den Hund auf deine rechte Seite – möglichst weit weg vom Auslöser.
- Abstand halten: Gehe mit deinem Hund mindestens 5 Meter vom Auslöser weg. Wann immer möglich: Gehe einen großzügigen Bogen um den anderen Hund.
Gelassenheit bei Hundebegegnungen trainieren
Schritt 1: Desensibilisierung
Finde heraus, wie groß der Abstand zu dem anderen Hund sein muss, damit dein Hund noch mental bei dir ist. Beispiel: Bei zwei Metern Abstand zum „Endgegner“ flippt dein Hund aus, egal was du sagst oder tust – er ist zu 100 Prozent auf den anderen Hund fixiert. Du bist noch chancenlos.
Bei 20 Metern Abstand zum anderen Hund sieht die Welt aber schon ganz anders aus: Er guckt zwar den anderen Hund an, reagiert aber nicht. Er flippt nicht aus. Wenn du z.B. freundlich SCHAU! sagst, blickt er dich an und bekommt von dir sofort eine Belohnung.
- Übung: Positioniere dich und deinen Hund in mindestens 20 Metern Entfernung zu einem Spazierweg, wo regelmäßig Hunde unterwegs sind.
- Hund belohnen im Training: Sobald ein fremder Hund in der Entfernung auftaucht, sag freundlich SCHAU! Guckt dein Hund dich an? Gib ihm sofort eine Belohnung. Fixiert er immer noch den anderen Hund? Geh noch weiter weg, bis es funktioniert. Gib Futter, solange dein Hund nicht reagiert, bis der andere Hund außer Sichtweite ist. Verringere täglich in Baby-Schritten den Abstand.
Schritt 2: Alternativverhalten aufbauen
- Zuhause üben: Trainiere ein Signal wie „SCHAU!“, das dein Hund statt des Ausflippens ausführen kann. Übe das vorher zuhause in ruhiger Umgebung ohne Ablenkung.
- Beim Spaziergang mit Hund üben: Immer wenn ein Hund in Sichtweite kommt, sagst du freundlich „SCHAU!“ und belohnst den Blickkontakt zu dir. Der Hund bekommt also etwas Schönes als Belohnung, weil er nicht ausflippt.
Achtung Falle: Falls dein Hund schon ausgeflippt ist: Bloß keine Leckerlis geben! Schwamm drüber und das nächste Mal besser achtgeben.
Schritt 3: Positive Verknüpfungen schaffen
- Nach einer gelungen Hundebegegnung, wenn ihr am anderen Hund vorbei seid: Gib ein Leckerli oder lass deinen Hund mit seinem Lieblingsspielzeug toben oder wuschele ihn liebevoll und lobe ihn dabei.
- Das Gefühl deines Hundes soll sich ändern, wenn er einen anderen Hund sieht: Anstelle von „Anderer Hund = STRESS! ATTACKE! Oder STRESS! HILFE!“ Soll er Hund z.B. denken „Anderer Hund = Super, wo bleibt mein Leckerli, Mama?“
Drei typische Fehler, die Aggression bei Hundebegegnungen sicher verstärken

- Du stehst falsch: Wenn du hinter deinem Hund stehst und ihn am ihn am Halsband zurückzerrst, gießt du Öl ins Feuer! Ab jetzt wird alles nur noch schlimmer. Dein Hund soll immer neben oder leicht hinter dir sein.
- Bestrafung: Lautes Schimpfen oder Zerren an der Leine signalisieren deinem Hund: „Hier ist Gefahr!“
- Ignorieren der Signale: Du reagierst erst, nachdem dein Hund schon ausgeflippt ist? Handle vorausschauend, indem du sehr viel früher den Abstand zum anderen Hund deutlich vergrößerst.
Wann du professionelle Hilfe brauchst
- Du fühlst dich schlecht, wenn du an den nächsten Spaziergang mit Hund denkst: Bei jedem Raudau an der Leine hoffst du inständig, dass die unangenehme Situation bloß schnell wieder vorbei ist.
- Keine Fortschritte: Trotz Training bleibt die Aggression über Wochen gleich. Du zweifelst an dir und deinem Hund.
- Angst vor Spaziergängen: Du meidest aus Sorge bereits bestimmte Orte? Du gehst nur noch zu bestimmten Uhrzeiten spazieren, um bestimmte Hunde zu vermeiden?
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