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Ängstliche Hunde aus dem Ausland: So stärkst du Vertrauen und Bindung

Viele Menschen entscheiden sich, einem ängstlichen Hund aus dem Ausland ein neues Zuhause zu schenken. Diese Hunde bringen oft eine bewegte Vergangenheit mit und zeigen in den ersten Wochen häufig unsicheres oder zurückgezogenes Verhalten. Das ist ganz normal, denn die Umstellung auf ein neues Leben, fremde Menschen und ungewohnte Umgebung ist für ängstliche Hunde aus dem Ausland eine enorme Herausforderung.

Ängstlicher Welpe versteckt sich in einem Karton.
Ängstlicher Hund vermeidet Kontakt. Foto pavel danilyuk@pexels

Tipps zum Vertrauensaufbau bei ängstlichen Hunden aus dem Ausland

1. Ruhe und Rückzug ermöglichen

Biete deinem ängstlichen Hund aus dem Ausland einen festen Rückzugsort, an dem er sich sicher fühlt. In den ersten Tagen braucht er viel Ruhe, um die neuen Eindrücke zu verarbeiten. Lass ihn in seinem Tempo ankommen und zwinge ihn zu nichts.

2. Routinen und Rituale etablieren

Feste Tagesabläufe geben Sicherheit. Gleichbleibende Fütterungszeiten, kurze, häufige Spaziergänge und regelmäßige Ruhephasen helfen deinem Hund, sich zu orientieren und Vertrauen zu fassen.

3. Sanfte Annäherung und positive Erfahrungen

Beginne mit einfachen Übungen, um die Bindung zum Hund zu stärken. Zum Beispiel kannst du ihn beim Füttern sanft ansprechen und ihm Leckerchen zuwerfen, ohne ihn zu bedrängen. Der Hund bestimmt das Tempo – so verknüpft er deinen Namen und deine Nähe mit etwas Positivem.

4. Körpersprache beobachten und richtig reagieren

Achte auf die Körpersprache deines Hundes. Zeigt er Stresssignale oder zieht sich zurück, gib ihm Raum. Überforderung kann die Angst verstärken und das Vertrauen erschüttern.

5. Geduldige Erziehung und positive Verstärkung

Setze auf geduldige, gewaltfreie Erziehung. Positive Verstärkung – also Lob und Belohnung für erwünschtes Verhalten – ist bei der Angstbewältigung besonders wichtig. Vermeide am Anfang Strafen oder Korrekturen. Bleibe ruhig und gelassen, auch wenn du dich ärgerst, ungeduldig oder frustriert bist.

6. Doppelte Sicherung beim Spaziergang

Gerade in der Anfangszeit solltest du deinen Hund doppelt sichern (z. B. mit Sicherheitsgeschirr plus Halsband), um Fluchtversuche zu verhindern. Viele ängstliche Hunde aus dem Ausland erschrecken sich leicht und könnten sonst fliehen.

7. Professionelle Unterstützung suchen

Scheue dich nicht, bei Unsicherheiten einen erfahrenen Hundetrainer oder Verhaltenstherapeuten zu Rate zu ziehen. Gerade bei ausgeprägter Angst kann professionelle Hilfe entscheidend sein.

Ein kleiner Welpe sitzt alleine auf der Straße. Er macht einen verängstigten Eindruck.
Ein ängstlicher Hund aus dem Ausland. Foto sudhirsangwan@pexels

Bindung zum Hund stärken: Was du vermeiden solltest

  • Keine Reizüberflutung: Vermeide laute Geräusche, viele Besucher oder hektische Aktivitäten in den ersten Wochen.
  • Kein Zeitdruck: Lass deinem Hund Zeit, sich an alles zu gewöhnen.
  • Nicht bedrängen: Zwinge deinen Hund nicht zu Kontakt oder Aktivitäten, wenn er noch unsicher ist.
  • Keine schnellen Veränderungen: Führe neue Dinge langsam und schrittweise ein.
  • Keine Strafen: Unsichere Hunde brauchen Verständnis und positive Bestärkung, keine harten Strafen.
  • Kein Kopfkino: Denk bitte nicht daran, was dem Hund früher alles Schlimmes passiert sein könnte, denn du kannst nichts an der Vergangenheit ändern. Fokussiere dich lieber auf das Training und feiere bewusst eure kleinen und großen Fortschritte.

Verhalten ängstlicher Hunde aus dem Ausland erkennen

Ängstliche Hunde aus dem Ausland zeigen ihr Unwohlsein auf unterschiedliche Weise. Typische Anzeichen sind:

  • Eingezogene Rute und geduckte Körperhaltung
  • Nach hinten gelegte Ohren und gemiedener Blickkontakt
  • Zittern, Hecheln, Gähnen oder Jaulen
  • Häufiges Lecken der Schnauze oder des Fells
  • Der Hund versteckt sich oder zeigt defensives Aggressionsverhalten

So erkennst du defensives Aggressionsverhalten bei deinem Hund

Defensives Aggressionsverhalten bei Hunden sieht so aus, dass der Hund Angst hat und sich bedroht fühlt. Er möchte eigentlich Abstand gewinnen und nicht angreifen, aber wenn er keine Fluchtmöglichkeit sieht, zeigt er Warnsignale, um sich zu schützen. Typische Anzeichen sind:

  • Geduckte Körperhaltung, der Hund macht sich klein und zieht sich zurück
  • Ohren liegen flach nach hinten
  • Rute (Schwanz) ist eingeklemmt oder tief getragen
  • Kopf ist oft unterhalb der Rückenlinie
  • Der Hund vermeidet direkten Blickkontakt, schaut aber immer wieder zur Bedrohung
  • Er knurrt, bellt oder zeigt die Zähne, meistens eher zögerlich
  • Die Körperhaltung ist angespannt, manchmal zittert der Hund
  • Manchmal zeigt er auch Stresssignale wie Gähnen oder Lecken über die Schnauze

Wenn der Hund merkt, dass seine Warnungen nicht beachtet werden, kann es passieren, dass er schnappt oder sogar beißt, um sich zu verteidigen. Dieses Verhalten ist jedoch keine „Bösartigkeit“, sondern ein Zeichen von Angst und Unsicherheit. Der Hund möchte nur, dass die bedrohliche Situation aufhört und er wieder Abstand bekommt.

Gerade in der Anfangszeit kann es vorkommen, dass der Hund Angst vor Menschen hat oder sich zurückzieht. Geduld und Verständnis sind hier besonders wichtig.

Erfolgreiches Training zum Bindungsaufbau mit ängstlichem Hund aus dem Ausland
Erfolgreiches Training zum Vertrauensaufbau. Foto zen chung@pexels

5 Schritte, damit dein Hund an Vertrauen gewinnt

  1. Gib das gewohnte Futter vom Hund, z.B. das Trockenfutter, in eine Schüssel und behalte diese in deinen Händen. Füttere deinen Hund nicht aus der Schüssel, sondern setze dich mit ihr auf den Boden in einen Raum mit geschlossenen Türen, z.B. der Küche. Der ängstliche Hund soll sich nicht vollständig verkrümeln können, aber auch nicht gezwungen werden, dir zu nahe zu kommen.
  2. Sprich den Hund nicht an. Starre ihn bitte nicht direkt in die Augen, sondern schaue weich an ihm vorbei. Atme und ruhig und gelassen ein und aus. Atme immer etwas länger aus als ein. Atme am besten hörbar durch den Mund aus, als würdest du die Schirmchen einer Pusteblume sanft wegpusten. Du wirst sehen: Das wirkt nicht nur auf dich beruhigend, sondern auch auf deinen Hund.
  3. Sag jetzt leise und freundlich den Namen des Hundes und wirf ein Stück Futter sanft in seine Richtung, so dass es ungefähr einen halben Meter vor ihm liegen bleibt. Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Der Hund gewöhnt sich schneller an seinen neuen Namen und verknüpft ihn direkt mit etwas ausgesprochen Positivem, dem Futter.
  4. Wahrscheinlich wird der Hund sich noch nicht direkt ans Futter herantrauen. Bleib zehn Minuten sitzen und warte geduldig ab. Denk dran: Du bleibst still und atmest weiter ein und bewusst hörbar aus. Falls der Hund sich irgendwann traut, das Futter aufzunehmen, flüsterst du ganz ruhig etwas wie „Feeiin gemacht.“
  5. Alternativ könntest du auch einen besonderen Leckerbissen wie ein Stück Bockwürstchen oder Käse nehmen. Die nächsten Futterstücke könntest du in andere Ecken des Raumes, weit weg von dir werfen. Wenn der Hund sich dorthin traut, kannst du langsam starten, die Futterstücke immer weiter in deine Nähe zu werfen. Widerstehe der Versuchung, nach dem Hund zu greifen, sonst wird er ängstlich zurückweichen. Lass den Hund das Tempo bestimmen.

Dein Hund kann vor lauter Angst in deiner Gegenwart noch kein Futter aufnehmen? Kein Problem, stehe nach zehn Minuten einfach auf und verlasse den Raum. Wiederhole den Prozess nach ein paar Stunden wieder. Keine Sorge, das wird irgendwann klappen – kein gesunder Hund verhungert freiwillig.

Fazit: Vertrauen aufbauen und Angst bewältigen

Ängstliche Hunde aus dem Ausland benötigen besonders viel Geduld, Ruhe und Struktur. Indem du auf ihre Bedürfnisse eingehst, Routinen schaffst und positive Erfahrungen ermöglichst, hilfst du deinem Hund, seine Angst zu bewältigen. So entsteht nach und nach eine stabile Bindung, in der dein Hund Vertrauen fasst und sich sicher fühlt – die beste Basis für ein harmonisches Zusammenleben.

Mit diesen Tipps zum Vertrauensaufbau und zur Stärkung der Bindung kannst du deinem ängstlichen Hund aus dem Ausland helfen, seine Angst zu überwinden und sich in seinem neuen Zuhause geborgen zu fühlen. Ich wünsche dir viel Erfolg!


Kerstin Bahlert
Zertifizierte Hundetrainerin nach § 11 Tierschutzgesetz (TierSchG)
www.hundetrainingmiterfolg.de

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